Frau steht mit Rucksack am Bahngleis und schaut zum einfahrenden Zug

Aus dem Leben einer Bahn-Pendlerin.

Oder wie man sich täglich neu erfindet.

"Zum Reisen gehört Geduld, Mut, guter Humor, das Vergessen aller häuslichen Sorgen und dass man sich durch widrige Zufälle, Schwierigkeiten, böses Wetter, schlechte Kost und dergleichen nicht niederschlagen lässt."

Die Worte des Freiherrn Knigge kann ich nur bestätigen. Denn auch ich "reise" regelmäßig. Und zwar zur Arbeit - von meinem Zuhause im beschaulichen Altmühltal - nach Nürnberg in die Ostendstraße 100. Das Verkehrsmittel meiner Wahl ist der Zug, zum einen aus Gründen der Nachhaltigkeit, zum anderen, weil man mit den öffentlichen Verkehrsmitteln (meistens) auch stressfreier unterwegs ist.

Damit bin ich nicht allein: Insgesamt kommen mehr als 1.700 Mitarbeiter der NÜRNBERGER mit öffentlichen Verkehrsmitteln zur Arbeit. Fahrtgeld gibt es auch noch dazu - die NÜRNBERGER fördert nachhaltige Mobilität und übernimmt einen festen Anteil von 43 EUR am VGN-Ticket.

Der frühe Vogel füttert die Pferde

Um halb fünf holt mich mein Wecker unsanft aus dem Schlaf. Ja, ich bin Frühaufsteher, aber im Winterhalbjahr hadere ich zu dieser frühen Morgenstunde doch ein klein wenig mit meinem Pendlerdasein. Glücklicherweise habe ich wenig Zeit, mich düsteren Gedanken hinzugeben. Schließlich muss ich meine Pferde versorgen, bevor ich mich auf den Weg nach Nürnberg mache. Also ab in die Stallklamotten, raus in die kalte Morgenluft und frisch ans Werk. Die Tiere warten schon ungeduldig. Für sie kann es nie früh genug sein.

Ab geht die Bahnfahrt

Zwei Stunden später habe ich mein morgendliches "Fitnessprogramm" und damit auch die ersten 10.000 Schritte erfolgreich hinter mich gebracht: Die Pferde sind gefüttert, Stall und Auslauf gemistet, der Hund war spazieren, ich habe meinen ersten Kaffee getrunken - und bin endlich startfertig für die Reise zur Arbeit. Ein kurzer Blick auf die DB-App sagt mir, dass alle Zugverbindungen (noch) pünktlich sind. Ein bisschen "Abenteuer" fährt trotzdem immer mit. Schließlich lauern auf dem Weg eines Bahn-Pendlers unvorhersehbare Widrigkeiten. Ob Störungen im Betriebsablauf, defekte Oberleitungen, "überraschender" Wintereinbruch, Böschungsbrand, Zugüberholungen oder Gegenstände auf dem Gleis - es gibt vielerlei Ereignisse, die der Pünktlichkeit des Arbeitnehmers ein Schnippchen schlagen können.

Bei allem Bahn-Bashing - Zugfahren hat auch sein Gutes

Heute muss ich nicht lange in der Kälte warten. Fast pünktlich rollt der Regionalexpress im Bahnhof Ellingen ein. Sobald ich im beheizten Abteil sitze, bin ich mit meinem Pendler-Schicksal versöhnt. Besonders wenn ich an all die Menschen denke, die gerade auf dem Weg zur Arbeit im Stau stehen, während ich hier in aller Ruhe mein Buch lesen kann. Bahnfahren hat definitiv auch positive Seiten. Zum Beispiel kann man seine Zeit sinnvoll nutzen und fast alles tun, was das Herz begehrt: essen, trinken, lesen, flirten, spazieren gehen, schlafen. Außerdem reist man auf den Schienen viel nachhaltiger und umweltfreundlicher. Gerade in Zeiten des Klimawandels ist das ein starkes Argument für die Bahn. Ich wollte noch etwas mehr darüber wissen und habe beim Umweltbundesamt nachgelesen: Wer z. B. ein Jahr lang mit öffentlichen Verkehrsmitteln statt mit dem Auto zur Arbeit fährt, kann bei einer Entfernung von 25 km rund 320 kg CO2 sparen (Annahme: an 220 Tagen 24 km mit der S-Bahn und zu Fuß statt mit dem Pkw zur Arbeit). Natürlich spielen für den persönlichen CO2-Fußabdruck noch viele andere Faktoren eine Rolle - aber Umsteigen auf den Zug ist schon mal ein guter Anfang. Wer genau erfahren will, wie viel CO2 er insgesamt verursacht, kann das übrigens mit dem Rechner des Umweltbundesamts herausfinden.

Links steigt Frau in Zug ein - rechts sitzt Frau im Zug und liest ein Buch

Noch ein wenig Gelassenheitspraxis

An all die positiven Seiten des Bahnfahrens versuche ich mich zu erinnern, als eine Schulklasse zusteigt - und die morgendliche Ruhe im Zugabteil damit ein jähes Ende nimmt. Aber es ist ja sehr löblich, die Kids müssen ja auch irgendwie zu ihrem Unterricht kommen. Und für mich ist es eine wunderbare Gelegenheit, Gelassenheit zu praktizieren. Ommmmmm.

Heute ist wohl mein Glückstag, denn ich kann mich gleich nochmal in Geduld und innerer Ruhe üben. Plötzlich geht es nämlich nur noch mit Mopsgeschwindigkeit voran. Warum? Man weiß es nicht - oder zumindest weiß es keiner der Fahrgäste. Na gut, dann habe ich eben noch mehr Zeit für mein Buch. Letztendlich rollen wir mit 10 Minuten Verspätung im Nürnberger Hauptbahnhof ein und werden mit einem freundlichen Senk ju vor träwelling wiff Deutsche Bahn verabschiedet. In der Ferne kann ich schon den Business Tower erkennen. Ich habe es fast geschafft … jetzt nur noch umsteigen in die S-Bahn …

Ommmmmm-Tipps für Bahnfahrer

Einen möglichst kurzen und schnellen Weg zur Arbeit - das wünschen sich die meisten Menschen. Schließlich bleibt beim täglichen Pendeln sprichwörtlich eine Menge Zeit auf der Strecke. Wenn man das aber nicht ändern kann, hilft nur eines: das Beste daraus machen und den Weg zur Arbeit für allerlei Sinnvolles (oder weniger Sinnvolles) nutzen.

Den Tag morgens strukturieren und planen

Den Arbeitstag rekapitulieren

Sich informieren

Musik und Podcasts hören

Lesen, lesen, lesen

Das Gehirn auf Trab halten

Oder einfach nichts tun

Auf den Geschmack gekommen?

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Am Ende des Arbeitstags tut es gut, alles Revue passieren zu lassen - z. B. indem man eine Art Tagebuch schreibt. So nimmt man Unerledigtes und Belastendes nicht mit nach Hause.

Wann und wo kann man sich entspannter auf den Neuesten Stand bringen oder Neues lernen als im Zug - z. B. mit der Zeitung, online etc.

Informativen Podcasts lauschen oder bei seiner Lieblingsmusik dahinträumen - auch hierfür hat man nirgendwo so viel Muse wie im Zug.

Das ist mein persönlicher Favorit. Schon so manches Buch habe ich auf dem Weg zur Arbeit verschlungen.

Und noch ein bisschen Training für den Grips mit Sudoku, Kreuzworträtsel & Co.? Macht Spaß und hält den Geist flexibel, belastbar und wach.

Das ist vielleicht die empfehlenswerteste "Tätigkeit", der wir in der Bahn nachgehen können: einfach nur da sein. Ohne etwas zu tun. Denn in Zeiten von Smartphones und durchgehender Erreichbarkeit kommt das Nichtstun viel zu kurz. Also einfach mal hinsetzen und nur atmen.